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Haradnica
ANTONI TYZENHAUS UND SEIN NACHLASS

Haradnica: Kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Stadt – Theater – Theaterschule – Chor –  Jean-Emmanuel Gilibert

Antoni Tyzenhaus (1733-1785) hinterließ viele Spuren in Hrodna. Sein Erbe kann man heute  teilweise noch aufspüren.

Das von Tyzenhaus aufgebaute Theater existierte in den Jahren 1769 bis 1780. Dort arbeiteten französische, deutsche und italienische Autoren, Musiker und Dramatiker. Dadurch konnte die Bevölkerung solche Bühnenaufführungen sehen wie die Oper Le Magnifique von André-Ernest-Modeste Grétry, die Komödie Le Barbier de Séville von Beaumarchais und Stücke von Petinetti. Zudem nahmen ab 1778 an diesen Aufführungen Schüler der Tyzenhaus-Theaterschule und selbstausgebildete Tänzerinnen, Sänger und Musiker teil. Tyzenhaus war überzeugt, dass es in der einheimischen Bevölkerung viele talentierte Leute gebe. Das Theater, das 1772 von den Architekten Möser und Giuseppe Sacco gebaut wurde, steht heute noch: Heute ist hier das Puppentheater untergebracht. Es war seinerzeit ein Teil des Tyzenhaus-Palastes, der gegenüber stand (am heutigen Tyzenhaus-Platz), leider aber zerstört wurde.

Es gab auch eine Theaterschule, in der die Kinder der Leibeigenen lernten, die über besondere Talente verfügten. Der Stundenplan war sehr vielseitig gestaltet, man unterrichtete nicht nur Geige, Cello, Kontrabass, Flöte, Klarinette, Trompete und andere Musikinstrumente, sondern auch Tanzen, Singen, Notenkunde, Musiktheorie und andere Fächer. Da Kinder damals nicht immer die Möglichkeit hatten, in der Schule zu lernen, versuchten die Lehrer ihnen hier auch Mathematik, Schreiben, Malen, Französisch, Italienisch und sogar Etikette beizubringen. Diesen Prozess leitete der Geiger und Kapellmeister L. Satinski. Die Lehrer selbst stammten aus Polen, Italien und dem heutigen Belarus. Deswegen erlangte diese Schule auch im Ausland einen guten Ruf. Das Gebäude der in den 1760er Jahren aufgebauten Theaterschule wurde nicht nur für den Unterricht, sondern auch für Konzerte genutzt. Dieser nach der Mode des Spätbarock geschwungene Bau mit dem zweistufigen Dach befindet sich am heutigen Tyzenhaus-Platz 4. Die Architektur des Gebäudes unterscheidet sich von den anderen Bauten im Zentrum durch die Komplexität seiner Gestaltung: Die Bögen, die Pilaster, die Karniese zwischen den Etagen, das Dach verstärkt die plastische Ausdruckskraft der Fassade.

Der Tyzenhaus-Chor genoss aufgrund seiner Größe und Qualität einen exzellenten Ruf und war auch im Ausland bekannt. Diese Kapelle begleitete verschiedene Aufführungen des Tyzenhaus-Theaters, das Repertoire bestand aus Sinfonien, Messen, Oratorien, aber auch aus Musikstücken, die von einheimischen Komponisten verfasst wurden. Zu jener Zeit bekannte Musiker erhielten ihre Ausbildung hier. Die Existenz dieser Kapelle in Hrodna endete im Jahre 1780, als Antoni Tyzenhaus seinen Posten verlor.

Ein für ganz Belarus historisch bedeutsames Denkmal des Städtebaus ist die sog. Haradnica (blr. Гарадніца, russ. Городница) – ein ehemaliges in der Tyzenhaus-Ära entstandenes Stadtviertel, dass sich im Bereich des Lenin-Platzes und der vul. Elizy Ažeški befand. In der der Ära Tyzenhaus stellte dieser Stadtteil, der für 1500 Bewohner angelegt war, das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Hrodnas dar. Diese Idee begann der Starosta zusammen mit den Architekten Möser und Sacco ab 1765 zu verwirklichen. Von den ungefähr 85 damals errichteten Gebäuden um den Platz herum sind heute noch ca. zehn erhalten. Zum ersten Mal wurden auf dem Gebiet des heutigen Belarus neue Projektierungs- und Baumethoden angewendet. Die Haradnica bestand aus drei Bezirken: Dem administrativ-kulturellem (Tyzenhaus-Palast, Theaterschule,
Ljamus, Palast des Administrators), dem Lehr- und Forschungsbereich (Botanischer Garten und Medizinschule) und dem Gewerbegebiet (21 Manufakturen und 20 Wohnhäuser für die zugereisten Arbeiter). Leiter dieser Manufakturen (Leder-, Leinen-, Tuch-, Gewehr-, Strumpf-, Kutsche-, Web-, Spitzen- und Metallmanufakturen) waren Meister aus Frankreich, der Schweiz, Deutschland, Russland und anderen Ländern.
Die wichtigsten Stellen der Haradnica wurden von Bildungseinrichtungen markiert. Hier befanden sich die Schulen der Tierärzte, Landvermesser, Bauingenieure, Buchhalter, Ärzte und Musiker. In diesem Zusammenhang muss man den französischen Gelehrten Jean-Emmanuel Gilibert (1741-1814) nennen, einen Wissenschaftler (Biologe, Botaniker, Arzt), der 1774 auf Tyzenhaus‘ Initiative von Lyon nach Hrodna kam, den Botanischen Garten anlegte und die Medizinschule gründete.

Heute ist das Erbe von Tyzenhaus nicht so reich in seiner ursprünglichen Form geblieben, denn nach dem Verlust seiner Position wurden viele Einrichtungen und Manufakturen geschlossen, die Theaterschule wurde in eine andere Stadt verlegt. Die Gebäude der ehemaligen Medizin- und Theaterschule werden heute als administrative Gebäude genutzt, nur die Theater-Kapelle wurde neu gegründet. Aber das Streben von Tyzenhaus, seine Stadt schöner, reicher, attraktiver zu machen, diese Liebe zur Heimat macht viele Leute stolz auf diese Person. Es wäre ein wichtiges Zeichen, diesem Aufklärer und Visionär, der seine Stadt so mochte und schätzte, ein Denkmal zu errichten.

Natalia Matiuk

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