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Spukgeschichten aus Halšany
DIE WEISSE DAME UND DER SCHWARZE MÖNCH

Hüten Sie sich, falls Sie Halšany besuchen: Die Uhren gehen auf einmal falsch. Die Batterien Ihres Handys oder Ihres Fotoapparats sind auf unerklärliche Weise entladen, oder zu Hause müssen Sie feststellen, dass ihre Fotos überbelichtet sind… Aber am besten Sie kommen selber und übernachten in den Schlossruinen…  So ist es mir passiert, im Sommer 2009 übernachtete ich auf dem Schlossgelände und begegnete dort der weißen Dame…

Die Hauptattraktionen des Ortes sind das Schloss der Sapiehas (erbaut Ende 16. Jh./Anfang 17. Jh.) sowie das Franziskanerkloster mit der Johannes-der-Täufer-Kirche (16. – 18. Jh.). Hier scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen – hier spuken eine junge Frau in weißen Gewändern und ein schwarzgekleideter Mönch. Aus der alten Wassermühle aus Holz (1. Hälfte 19. Jh./Anf. 20. Jh.) am Ortseingang hört man in ruhigen Mondnächten Geklappere und Gerattere, Menschenstimmen und Pferdegewieher. Die Mühlsteine arbeiten, Getreide wird gemahlen. Man hört die Gespräche des Müllers mit seinen Auftraggebern …
Dem Schloss setzte der Schriftsteller Uladzimir Karatkevič, der vor allem für seine historische Thematik bekannt ist, mit seinem Roman Schwarzes Schloss Al’šanski [Чорны замак Альшанскі] ein literarisches Denkmal. Als Ruinen erhalten sind noch zwei Türme und der Ostflügel des Palastes. Das Schloss ist seit kurzem von einem Zaun umgeben, so dass man es leider nicht mehr von innen besichtigen oder auf den Ruinen herumklettern kann. Und übernachten kann man im Inneren auch nicht mehr…
Ach ja, Sie haben wahrscheinlich schon einmal davon gehört, dass die beiden Schlösser Mir und Njasviž mit einem unterirdischen Tunnel verbunden sind, der so breit ist, dass ein Dreispanner darin Platz findet? Eine in Belarus offenbar weit verbreitete Sage: Das Schloss in Halšany ist angeblich mit dem Franziskanerkloster über einen anderthalb Kilometer langen unterirdischen Gang verbunden, in dem ebenfalls eine Kutsche Platz finden kann.

Die weiße Dame und der schwarze Mönch – Legenden

Die beiden berühmtesten Legenden, die sich um den Ort ranken, sind die von der weißen Dame und dem schwarzen Mönch, die bis heute im Schloss spuken sollen…
Im Ort erzählt man sich, dass, als das Belarussische Fernsehen im Schloss einen Film über die weiße Dame und den schwarzen Mönch drehen wollte, die Schauspielerin, die das weibliche Gespenst darstellen sollte, auf mysteriöse Weise von einer der Schlossmauern herabstürzte, so als sei sie gestoßen worden, und sich dabei schwer verletzte…

Die weiße Dame

Beim Bau des Klosters fiel eine der Mauern aus mysteriösen Gründen ständig in sich zusammen, so dass Fürst Sapieha den Arbeitern sogar mit dem Tode drohte, wenn sie den Bau nicht innerhalb der verabredeten Frist zu Ende führten. Die Lösung: Ein Opfer musste gebracht werden! Daher wurde in der verfluchten Wand die erste Frau eingemauert, die ihrem Mann das Mittagessen brachte – ausgerechnet die Braut des jüngsten Arbeiters auf der Baustelle. Die Männer packten sie, warfen sie in eine Ecke und zogen die Mauern hoch. Daraufhin lief alles wie geschmiert und der Bau konnte abgeschlossen werden. Seitdem geht eine junge Frau in weißem Gewand und mit langen Haaren im Kloster und im Schloss umher, man kann leise Schritte vernehmen und die Stoßseufzer eines jungen Mädchens… Man sagt, die junge Seele hat vor allem gegenüber Männern eine Abneigung, viele Männer, die in den Klostermauern übernachteten, kamen mit weißen Haaren heraus…
Bei Ausgrabungsarbeiten fand man 1997 in der Tat ein weibliches Skelett. Gleich nachdem das Skelett freigelegt worden war, bildete sich in der Wand ein eindrucksvoller Riss. Die Mauer stürzte jedoch nicht ein. Bis jetzt… Die Arbeiter, die man damit betraute, die sterblichen Überreste zu begraben, starben noch, ehe man der gequälten Seele ein ordnungsgemäßes Begräbnis hätte zukommen lassen können, so dass der Ort, an dem die Gebeine des jungen Mädchens liegen, nie gefunden wurde…

Der schwarze Mönch

Im Schloss kann man bei Vollmond auch eine schwarze Silhouette sehen, die sich vor einem der Fenster abzeichnet. Der schwarze Mönch, so nennen die Ortsansässigen die arme Seele, die in Vollmondnächten ihr Unwesen in den alten Schlossmauern treibt… Einst verliebte sich ein junger Mann ohne Adelstitel und ohne Vermögen in die Fürstentochter Hanna Hardzislava von Halšany (Hanna Hardzislava Halšanskaja), die seine Liebe sogar erwiderte. Als der Vater, ein böser und rachsüchtiger Mann, von den geheimen Stelldichein der beiden Liebenden erfuhr, ließ er den jungen Mann kurzerhand im Schloss einmauern.

Weitere Legenden

Laut einer weiteren Legende verliebte sich ein junges, bildhübsches Mädchen aus dem Schloss in einen einfachen Bauern aus der Gegend, wovon die Mutter Wind bekam und daraufhin einen Fluch ausstieß: „Möge alles ringsum zusammenstürzen, doch einen armen Bauern sollst du nie heiraten!“ Woraufhin das Schoss in sich zusammenfiel... Noch vor einem guten halben Jahrhundert soll in der Erdkruste ein riesiger Riss zu sehen gewesen sein… An dieser Stelle finden übrigens tektonische Störungen statt (geologischer Vorgang, bei dem sich z. B. Steinplatten verschieben und anderen Steinplatten in den Weg kommen).

Die Sapiehas waren reiche Leute, in den Schlosskellern gab es riesige Schatzkammern. Bisher wagte es niemand, nach dem Gold der früheren Besitzer zu suchen, aus Angst vor Verwünschungen. Denn eine weitere Legende weiß zu berichten, dass ein Bewohner aus der Gegend gerade dabei war, seinen Acker zu bearbeiten, als eine wunderschöne Frau auf ihn zukam und in das Schloss, genauer gesagt, in die Schatzkammer, einlud und ihm anbot, soviel Gold und Schmuck mitzunehmen, wie er nur tragen könne, unter der einzigen Bedingung, dass er sich beim Verlassen der Schatzkammer nicht umdrehen dürfe. Da er jedoch ins Straucheln kam und stolperte, blickte er sich unwillkürlich um. Und schon im nächsten Moment fand er sich auf einmal auf seinem Acker wieder, ganz ohne Reichtümer…

Mit der orthodoxen Kirche ist eine weitere Legende verbunden. Einem armen Manne wurde nahezu jedes Jahr ein Kind geboren, so dass bei der Taufe des zwölften oder dreizehnten Sohnes der Priester, mehr im Scherz, zu dem Manne sagte, er möge jedes Jahr ein neues Kind in die Kirche bringen. Der Mann erzürnte daraufhin und fluchte, dass jedes Jahr ein Priester aus der Kirche sterben möge. Der Fluch erfüllte sich: Jedes Jahr bekam der Mann ein weiteres Kind, und jedes Jahr musste ein Priester das Zeitliche segnen… Um den Fluch loszuwerden, beschlossen die Ortsbewohner die Kirche abzureißen und an anderer Stelle wieder aufzubauen…

Falls Sie Halšany übrigens mal einen Besuch abstatten möchten: Hier entsteht langsam so etwas wie eine touristische Infrastruktur. Der Ort im Rajon Ašmjany (nordöstlich von Hrodna) hat ein kleines Café und sogar ein kleines, wenn auch sehr schlichtes Hotel.

André Böhm
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