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Gebietstheater, Puppentheater, Philharmonie
DIE THEATER IN HRODNA

Theatertraditionen – Antoni Tyzenhaus als Förderer von Kunst und Kultur

Im Gilibert-Park im Zentrum (zwischen vul. Dzjaržynskaja, vul. Elizy Ažeški und vul. Peršamajskaja) steht ein altes gelb angestrichenes Gebäude. Seine Geschichte spiegelt die Geschichte der Theaterkunst in Hrodna wider. Es ist eines der ältesten Theatergebäude in Belarus (heute: Puppentheater) und wurde von dem italienischen Architekten Guiseppe Sacco
auf Initiative des Grafen Antoni Tyzenhaus im Jahre 1769 errichtet. Die Ballett-Truppe unter der Leitung Petinettis spielte hier auf hohem Niveau, es wurden Tragödien von Beaumarchais aufgeführt, die Theatertruppe galt zeitweise als eine der besten in Europa.
Antoni Tyzenhaus (1733-1785) spielt in der Geschichte der Stadt eine herausragende Rolle, er förderte Kunst und Kultur in der Stadt und trug auch zur Entwicklung der Theaterkunst bei. Er gründete die erste Theaterschule, in der begabte Kinder der Leibeigenen (nicht immer freiwillig) und Kleinbürger ausgebildet und auch das Spiel auf verschiedenen Musikinstrumenten gelehrt wurde. Auf dem Stundenplan standen außerdem neben Tanz und Gesang auch allgemeinbildende Fächer wie Schreiben, Malen, Rechnen, Französisch und Italienisch. Die Schüler und Lehrer wohnten unter einem Dach im Gebäude der Theaterschule (ca. 1765), aufgrund der krummlinigen Form im Volksmund auch als „Schiefe Offizin“ (blr. Крывая Афіцына)  genannt Die Schüler entstammten vor allem Adeligen- und Bürgerfamilien. Es liegt am heutigen Lenin-Platz nicht weit vom Theater, im historischen Zentrum der Stadt. Nach der Absetzung von Tyzenhaus im Jahr 1780 wurde seine Theatertruppe zum Eigentum des polnischen Königs August Poniatowski und zog nach Warschau um.
Eine neue Etappe in der Geschichte des Theaters begann am Anfang des 19. Jahrhunderts, als Belarus unter russische Herrschaft kam, und ist mit dem Namen Salomea Deszner (1759-1806) verbunden. Diese Schauspielerin und Leiterin des Theaters war damals ein richtiger Star. Sie organisierte das stationäre Theater. 1802 fanden in der Stadt festliche Veranstaltungen anlässlich der Gründung des Gouvernements Hrodna statt. Einer der Gäste war der russische Zar Alexander I. Als die Aufführung, in der auch Salomea Deszner auftrat, ihren Höhepunkt erreichte, stürzte ein Stück der Verputzung von der Decke herab. Dieses Ereignis und das Talent der Primadonna aus Hrodna beeindruckten den Zaren tief. Er befreite die Theatertruppe für zehn Jahre von den Mietzahlungen für das Theatergebäude und stellte Mittel für dessen Renovierung bereit.
Nach dem Tod von Salomea Deszner 1809 diente das alte Gebäude lange Zeit als Bühne für gastierende Theatertruppen. Ein neues stationäres Theater existierte in Hrodna erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg.
Kurz bevor der Krieg nach Belarus kam, gastierte im Juni 1941 die Theatertruppe aus der russischen Stadt Brjansk mit dem Theaterstück Der Mensch mit dem Gewehr von Nikolaj Pogodin in Hrodna. Mit dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 wurde Hrodna als eine der ersten Städte angegriffen. Die Brjansker Truppe musste tragischerweise von der Bühne direkt an die Front. Nur wenige Schauspieler überlebten. Seit diesem Ereignis bestehen feste partnerschaftliche Beziehungen zwischen den Theatern beider Städte.
In dem alten Gebäude im Gilibert-Park ist heute das 1980 gegründete Hrodnaer Puppentheater zu Hause. Die Rollen werden nicht nur von Puppen, sondern auch von Schauspielern aus Fleisch und Blut gespielt, einer von ihnen ist der 1959 in
Porazava (ca. 100 km südlich von Hrodna) stammende Viktar Šalkevič. Die komischen und traurigen, bösen und sympathischen „Schauspieler“ bringen den Zuschauer zum Lachen und Weinen, Mitfühlen und Nachdenken.
„Alle Puppen werden hier im Theater von unseren Künstlern hergestellt. Bei uns arbeiten viele kreative Leute. Vor einigen Jahren hat im Puppentheater sogar eine Künstlerin aus Minden ein Praktikum absolviert“, erzählt Maryna Danilčyk, ehemalige Leiterin der Literaturabteilung. „In jeder Puppe, von der Marionette bis zur menschengroßen Puppe, steckt viel Arbeit, bevor man sie auf der Bühne sieht. Zuerst muss man die Skizzen der Puppen und Dekorationen zeichnen. Erst danach werden die Puppen selbst hergestellt. Es hängt nicht nur von der Kunstfertigkeit, sondern auch von der Stimmung in unserem Team ab, wie schnell eine Puppe ‚zur Welt kommt‘. Der ganze Prozess kann einige Monate in Anspruch nehmen. Aber jede neue Puppe und jede neue Vorführung macht uns viel Spaß.“
Das Theater ist längst ein fester Bestandteil im kulturellen Leben der Stadt geworden. Mehr als 100 Aufführungen pro Jahr sprechen für sich. Die besondere Atmosphäre des traditionsreichen Gebäudes, die begabten Schauspieler und die zauberhaften Vorführungen locken jedes Mal viele Theaterfreunde an. Für die jungen Zuschauer bietet das Puppentheater ein beeindruckend reiches Programm.
Auf dem Spielplan stehen Werke belarussischer Dramatiker für Kinder und Erwachsene, aber auch bekannte Märchen wie Die Schneekönigin, Die kleine Hexe, Rotkäppchen, Das tapfere Schneiderlein und andere.
Im Jahre 1984 wurde oberhalb des Njoman (nahe pl. Saveckaja) im Stile des realsozialistischen Konstruktivismus das neues Theatergebäude (Gebietstheater) eröffnet. Es ist mittlerweile eine feste Tradition, dass Brautpaare am Tag ihrer Hochzeit um das Theater herum spazieren gehen.

Alexandra Babich
 
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